Wenn die Temperaturen steigen, geraten Pferde schnell an ihre körperlichen Grenzen. Anders als wir Menschen können sie überschüssige Wärme nur begrenzt abgeben – und das macht sie besonders anfällig für Hitzestress. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie als Pferdebesitzerin, Pferdebesitzer oder Stallbetreiberin bzw. -betreiber verantwortungsvoll mit dem Thema Pferde und Hitze umgehen. Sie erhalten fundierte Hintergrundinformationen, praktische Tipps für den Alltag und eine Checkliste für die nächste Hitzewelle.
Pferde und Hitze – Zahlen, Fakten und physiologische Hintergründe
Pferde sind von Natur aus nicht gut an hohe Temperaturen angepasst. Im Vergleich zum Menschen haben sie eine höhere Muskelmasse und eine – relativ gesehen – kleinere Körperoberfläche, über die sie Wärme abgeben können. Das bedeutet: Pferde überhitzen deutlich schneller als Menschen.
Wie regulieren Pferde Hitze?

Pferde regulieren ihre Körpertemperatur hauptsächlich über das Schwitzen. Dabei wird Wärme durch Verdunstung über die Haut abgegeben – ein Mechanismus, der bei hoher Außentemperatur und Luftfeuchtigkeit jedoch schnell an seine Grenzen stößt. Im Gegensatz zum Menschen, der über eine große Hautoberfläche effizient Wärme abstrahlen kann, ist die Verdunstungskühlung beim Pferd deutlich weniger effektiv.
Nur etwa ein Drittel des produzierten Schweißes trägt tatsächlich zur Kühlung bei. Der Rest bleibt auf dem Fell oder tropft ab, ohne die Körpertemperatur zu senken. Zusätzlich atmen Pferde bei Hitze schneller, um überschüssige Wärme über die Atemluft abzugeben – ein Vorgang, der jedoch nur begrenzt wirksam ist.
Die Thermoregulation wird außerdem durch die Durchblutung der Haut unterstützt: Bei Hitze erweitern sich die Blutgefäße, um Wärme aus dem Körperinneren an die Oberfläche zu transportieren. Doch auch dieser Mechanismus ist bei extremer Hitze oder körperlicher Belastung schnell überfordert.
Besonders kritisch wird es, wenn die Außentemperatur die Körpertemperatur des Pferdes übersteigt – dann kann keine Wärme mehr abgegeben werden, sondern es kommt zu einem gefährlichen Wärmestau. In solchen Situationen ist das Pferd auf aktive Unterstützung durch den Menschen angewiesen, etwa durch Wasser, Schatten und Ruhepausen.
Wichtige Zahlen im Überblick:
- Wohlfühltemperatur: 5–15 °C
- Kritisch wird es ab: ca. 25 °C, besonders bei hoher Luftfeuchtigkeit
- Wasserbedarf bei Hitze: bis zu 80 Liter pro Tag
- Schweißverlust bei Belastung: bis zu 30 Liter täglich
Der Umgang von Pferden mit Hitze ist individuell:
Wie gut ein Pferd mit Hitze zurechtkommt, hängt darüber hinaus von mehreren Faktoren ab und ist individuell zu betrachten:
- Alter: Ältere Pferde sind zumeist hitzeempfindlicher.
- Gesundheitszustand: Vorerkrankungen, langsamer Stoffwechsel oder Übergewicht erhöhen das Risiko.
- Rasse: Während Robustrassen (z. B. Norweger, Haflinger) und schwere Kaltblüter Hitze schlechter vertragen, sind Wüstenrassen (z.B. Araber oder Berberpferde) besser an hohe Temperaturen angepasst.
- Individuelle Veranlagung: Manche Pferde schwitzen schneller oder zeigen früher Anzeichen von Überhitzung als andere.
Wasseraufnahme und Hydration – Lebenswichtig bei Hitze

Wasser ist das wichtigste Mittel, um Pferde bei Hitze gesund zu halten. Denn mit steigenden Temperaturen steigt auch der Flüssigkeitsbedarf drastisch. Ein Pferd kann an heißen Tagen bis zu 80 Liter Wasser pro Tag trinken – bei intensiver Belastung sogar mehr.
Durch das Schwitzen verliert das Tier nicht nur Wasser, sondern auch wichtige Elektrolyte wie Natrium, Kalium und Chlorid. Wird dieser Verlust nicht ausgeglichen, drohen Dehydrierung, Kreislaufprobleme und Leistungseinbrüche.
Ein einfacher Test zur Einschätzung des Flüssigkeitshaushalts ist der Hautfaltentest: Heben Sie an der Schulter eine Hautfalte an. Glättet sie sich sofort, ist das ein gutes Zeichen. Bleibt sie zwei bis drei Sekunden stehen, kann das auf Flüssigkeitsmangel hindeuten – allerdings ist der Test nicht bei allen Pferden zuverlässig.
Maßnahmen:
- Mehrere Tränken bereitstellen
- Wasser regelmäßig kontrollieren
- Salzlecksteine und ggf. Elektrolyte anbieten
- Flüssigkeitsverluste frühzeitig ausgleichen
Schatten und Unterstände – Natürlicher Hitzeschutz für Pferde
Ein effektiver Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung ist essenziell, wenn es um das Wohlbefinden von Pferden bei hohen Temperaturen geht. Pferde vertragen Hitze deutlich besser, wenn ausreichend Schattenplätze zur Verfügung stehen – sowohl auf der Weide als auch im Offenstall oder Paddock:
Auf der Weide bieten Bäume einen natürlichen und angenehmen Schutz. Sie spenden nicht nur Schatten, sondern sorgen auch für ein kühleres Mikroklima durch Verdunstungskälte. Allerdings reicht ein einzelner Baum oft nicht aus, um mehreren Pferden gleichzeitig Schutz zu bieten. Deshalb sind zusätzliche Unterstände sinnvoll und werden idealerweise so platziert, dass sie den Tieren zu jeder Tageszeit Schatten bieten.
Mobile Weidezelte oder fest installierte Weidehütten sind eine gute Ergänzung, besonders auf offenen Flächen ohne natürlichen Baumbestand. Wichtig ist, dass die Konstruktionen stabil, gut belüftet und groß genug sind, damit sich die Pferde darin frei bewegen und ausweichen können. Ein zu kleiner oder schlecht platzierter Unterstand kann schnell zur Konfliktzone werden, wenn mehrere Tiere gleichzeitig Schutz suchen.
Auch im Stall sollte auf ausreichende Luftzirkulation geachtet werden. Großen Fenster, offene Türen und ggf. Ventilatoren helfen, die Temperatur zu regulieren und Hitzestau zu vermeiden.
Wie verschaffe ich meinem Pferd eine richtige Abkühlung?

Nach dem Training oder bei großer Hitze ist eine gezielte Abkühlung für das Pferd unerlässlich. Dabei geht es nicht nur um Komfort, sondern um echte Gesundheitsvorsorge. Denn überhitzte Pferde können schnell Kreislaufprobleme entwickeln, die im schlimmsten Fall lebensbedrohlich werden.
Eine bewährte Methode zur Abkühlung ist das Abspritzen mit Wasser. Dabei sollte man stets an den Beinen beginnen und sich langsam – von hinten nach vorne, sowie von unten nach oben – vorarbeiten, um einen Kälteschock zu vermeiden. Besonders effektiv ist das wiederholte Abspritzen in Kombination mit dem Abziehen des Wassers mittels Schweißmesser, wodurch die die Verdunstungskälte optimal wirken kann, ohne dass sich ein Wärmestau bildet.
Für eine komfortable und sichere Anwendung empfehlen wir unsere Pferdedusche: Diese ist speziell für die Bedürfnisse in Stall und Offenstall konzipiert. Mit ihrem variablen Schwenkarm lässt sie sich besonders flexibel montieren und sorgt dabei für Sicherheit, da das Pferd nicht auf den Schlauch treten kann. Dank der stabilen Konstruktion und der einfachen Handhabung ist sie sowohl für den täglichen Einsatz als auch für besonders heiße Tage ideal geeignet.
Training bei Hitze – Weniger ist mehr
Wenn die Temperaturen steigen, sollten Sie das Training Ihrer Pferde mit besonderer Sorgfalt planen. Pferde und Hitze sind keine gute Kombination für intensive körperliche Belastung. Schon ab etwa 25 Grad Celsius beginnt der Organismus des Pferdes, deutlich mehr Energie für die Thermoregulation aufzuwenden. Das bedeutet: Jede zusätzliche Anstrengung belastet Kreislauf und Stoffwechsel erheblich.
An besonders heißen Tagen reichen bereits 20 Minuten mäßiges Training, um die Körpertemperatur eines Pferdes von der normalen Spanne zwischen 37 und 38 Grad Celsius auf gefährlich hohe Werte ansteigen zu lassen. Steigt die Körpertemperatur auf 41 Grad, kann die Temperatur in der Muskulatur bereits bei 43 Grad liegen – ein kritischer Punkt, bei dem es zu Zersetzungsprozessen an den Muskelproteinen kommen kann. Solche Überhitzung kann schwerwiegende Folgen haben: Kreislaufzusammenbruch, Koliken oder sogar Nierenversagen sind mögliche Konsequenzen.
Zudem verlieren Pferde durch das Schwitzen große Mengen an Flüssigkeit. Wenn dieser Verlust nicht durch ausreichendes Trinken ausgeglichen wird, droht eine Dehydrierung. Kritisch wird es, wenn das Pferd mehr als zehn Prozent seines Körpergewichts an Flüssigkeit verliert. Das sind bei einem durchschnittlichen Warmblut schnell über 50 Liter.
Daher ist es besonders wichtig, das Training in die frühen Morgenstunden oder in den späten Abend zu verlegen, wenn die Temperaturen noch oder wieder erträglich sind. Außerdem ist es hilfreich, wenn sie in den Schatten ausweichen und die Intensität herunterfahren: Statt intensiver Galopparbeit oder Springtraining empfehlen sich leichtere Einheiten wie Bodenarbeit, Longieren im Schritt oder ein ruhiger Ausritt. Auch Spaziergänge an der Hand können eine sinnvolle Alternative sein, um das Pferd in Bewegung zu halten, ohne es zu überfordern.
Achten Sie während des Trainings auf die Körpersprache Ihres Pferdes. Schweres Atmen, starkes Schwitzen oder ein plötzlicher Leistungsabfall sind Warnzeichen, die Sie ernst nehmen sollten. In solchen Fällen gilt: Training sofort abbrechen, Schatten aufsuchen und für Abkühlung sorgen.

Hitzschlag beim Pferd – Das übersehene Warnsignal
Ein Hitzschlag ist eine der gefährlichsten Folgen von Überhitzung beim Pferd und wird leider oft zu spät erkannt. Wenn die körpereigene Thermoregulation zusammenbricht kommt es zum Hitzschlag und das kann dramatische Folgen haben:
Die Körpertemperatur steigt unkontrolliert an, lebenswichtige Organe werden überhitzt, und es kommt zu einer akuten Kreislaufbelastung. Besonders tückisch: Die Symptome können schleichend beginnen, aber innerhalb kürzester Zeit lebensbedrohlich werden.
Woran erkenne ich, ob mein Pferd einen Hitzschlag hat?
Das plötzliche Aufhören des Schwitzens bei extremer Hitze ist ein ernstes Alarmsignal. Die Haut fühlt sich dabei heiß und trocken an – ein Zeichen dafür, dass der Körper keine Möglichkeit mehr hat, überschüssige Wärme abzugeben. Dieses Symptom wird häufig übersehen oder falsch interpretiert, ist aber ein klarer Hinweis auf einen drohenden oder bereits eingetretenen Hitzschlag.
Weitere Symptome eines Hitzschlags:
- Körpertemperatur über 40 °C, auch ohne körperliche Anstrengung
- Apathie, Teilnahmslosigkeit oder ungewöhnliche Ruhe
- Taumeln, unsicherer Gang, Koordinationsstörungen
- Schnelle, flache Atmung
- Muskelzittern oder Krämpfe
- In schweren Fällen: Zusammenbruch, Kreislaufversagen, Nierenprobleme
In diesem Zustand besteht Lebensgefahr. Bringen Sie das Pferd sofort in den Schatten, beginnen Sie mit vorsichtiger Abkühlung (z. B. an den Beinen) und rufen Sie umgehend eine Tierärztin oder einen Tierarzt.
Tipp: Achten Sie bei Hitze täglich auf Veränderungen im Verhalten und Schwitzverhalten Ihres Pferdes – früh erkannt, kann ein Hitzschlag verhindert werden.
Worauf kann ich in Hitzeperioden achten? – eine Checkliste

Fazit: Hitzestress vorbeugen – 6 Tipps für heiße Tage
Damit Pferde und Hitze nicht zur gefährlichen Kombination werden, sollten Sie einige grundlegende Maßnahmen beachten. Diese fünf Tipps helfen Ihnen, Ihr Pferd sicher durch die nächste Hitzewelle zu bringen:
- Immer frisches Wasser bereitstellen – am besten an mehreren Stellen im Stall und auf der Weide, damit Ihr Pferd jederzeit trinken kann.
- Salzlecksteine anbieten, um den Elektrolythaushalt zu stabilisieren und den Flüssigkeitsverlust durch Schwitzen auszugleichen.
- Luftige Unterstände oder schattenspendende Bäume auf der Weide bieten natürlichen Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung.
- Fliegenschutz nicht vergessen – Insektenstress belastet zusätzlich und kann das Wohlbefinden Ihres Pferdes erheblich beeinträchtigen. Wenn du Fliegendecken nutzt, achte jedoch auf Luftdurchlässigkeit, um einen Wärmestau unter der Decke zu vermeiden.
- Regelmäßige Kontrolle: Beobachten Sie Ihr Pferd täglich auf Anzeichen von Überhitzung wie schnelle Atmung, Mattigkeit oder starkes Schwitzen.
- Passen sie Ihr Training an die äußeren Umstände an und sorgen sie dafür, dass Ihr Pferd nicht überfordert wird.
Mit diesen einfachen, aber wirkungsvollen Maßnahmen können Sie aktiv dazu beitragen, dass Ihr Pferd auch an heißen Tagen gesund und leistungsfähig bleibt. Denn Prävention ist der beste Schutz!