Warum Pferde nicht fasten sollten – So gefährlich sind Futterpausen wirklich

Fasten ist für Pferde ein No-Go. Während beim Menschen Nahrungsverzicht als gesundheitsfördernd gilt, kann er bei Pferden schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Pferde sind sogenannte Dauerfresser – ihr Verdauungssystem ist darauf ausgelegt, über viele Stunden hinweg kleine Mengen rohfaserreiches Futter aufzunehmen. In diesem Beitrag erfährst du, warum Pferde nicht fasten sollten, welche Risiken mit Futterpausen verbunden sind und wie du eine gesunde Fütterung sicherstellst.

 

Zahlen & Fakten zur Pferdeverdauung

Um zu verstehen, warum Pferde nicht fasten sollten, lohnt sich ein Blick auf die Besonderheiten ihres Verdauungssystems. Pferde sind sogenannte Herbivoren (Pflanzenfresser) mit einem hochspezialisierten Verdauungstrakt, der auf kontinuierliche Nahrungsaufnahme ausgelegt ist – ganz anders als beim Menschen oder bei Hunden.

 

1. Dauerfresser mit kleinem Magen

Warum Pferde nicht Fasten sollten: Sie sind Dauerfresser!

Pferde verbringen in freier Wildbahn bis zu 20 Stunden täglich mit der Nahrungsaufnahme. Dabei nehmen sie ständig kleine Mengen rohfaserreiches Futter – vor allem Gras – auf. Ihr Magen ist im Verhältnis zur Körpergröße sehr klein und fasst nur etwa 8 bis 15 Liter. Zum Vergleich: Ein Warmblut wiegt rund 600 kg – das entspricht etwa dem 40- bis 50-fachen des Magenvolumens.

 

2. Ununterbrochene Magensäureproduktion

Im Gegensatz zu vielen anderen Tieren produziert der Pferdemagen ständig Magensäure – auch dann, wenn das Tier nichts frisst. Diese Säure ist notwendig, um Futter zu zersetzen und Krankheitserreger abzutöten. Wird jedoch kein Futter aufgenommen, fehlt der Speichel als natürlicher Puffer. Die aggressive Säure kann dann die Magenschleimhaut angreifen und zu schmerzhaften Magengeschwüren führen.

 

3. Zwei Magenbereiche – nur einer ist geschützt

Der Pferdemagen besteht aus zwei Zonen:

  • Der drüsenlose Teil (Pars nonglandularis) ist nicht gegen Säure geschützt.
  • Der drüsenhaltige Teil (Pars glandularis) produziert Schleim zum Schutz vor Säure.

Futter bildet eine Art „Schutzschicht“ zwischen diesen Bereichen. Fehlt diese, trifft die Säure ungehindert auf die empfindliche Schleimhaut – ein Hauptgrund für die Entstehung von Magengeschwüren.

 

4. Keine Möglichkeit zu erbrechen

Pferde besitzen einen sehr starken Schließmuskel zwischen Magen und Speiseröhre. Das bedeutet: Sie können nicht erbrechen. Überschüssige Gase oder Säure verbleiben im Verdauungstrakt – was das Risiko für Koliken und andere Beschwerden erhöht.

 

Mit einer Großraumheuraufe in der Pferdebox hat das Pferd länger Heu zur Verfügung.

 

5. Langsame Verdauung – aber ständiger Nachschub nötig

Die Verdauung beim Pferd ist ein langsamer, aber kontinuierlicher Prozess. Raufutter wie Heu oder Gras wird im Dickdarm durch Mikroorganismen fermentiert. Damit diese Mikroben aktiv bleiben, braucht es regelmäßigen Nachschub an Futter. Längere Fresspausen stören dieses Gleichgewicht und können zu Verdauungsstörungen führen.

 

Was passiert beim Fasten?

Dauerhafter Zugang zu Futter ist das ideal für einen Dauerfresser.

Wenn ein Pferd über mehrere Stunden hinweg kein Futter aufnimmt, gerät sein empfindliches Verdauungssystem schnell aus dem Gleichgewicht. Anders als bei Menschen, bei denen Fasten gezielt zur Entlastung des Körpers eingesetzt werden kann, ist Nahrungsverzicht für Pferde mit erheblichen Risiken verbunden.

 

1. Ständige Magensäureproduktion

Der Pferdemagen produziert rund um die Uhr Magensäure – unabhängig davon, ob das Tier frisst oder nicht. Normalerweise wird diese Säure durch Speichel und Futter neutralisiert. Bleibt das Futter jedoch aus, fehlt dieser natürliche Puffer. Die aggressive Säure greift die Magenschleimhaut an, was zu schmerzhaften Magengeschwüren führen kann.

 

2. Verdauungsstörungen und Koliken

Ohne regelmäßige Futteraufnahme verlangsamt sich die Darmtätigkeit. Die Folge: Die Verdauung stockt, Gase stauen sich, und es kann zu Koliken kommen – einer der häufigsten Notfälle in der Pferdemedizin. Besonders kritisch ist dies bei Pferden, die ohnehin zu Verdauungsproblemen neigen.

 

3. Stoffwechselentgleisungen bei übergewichtigen Pferden

Bei übergewichtigen Pferden kann Fasten eine gefährliche Kettenreaktion auslösen. Der Körper beginnt, Fettreserven zu mobilisieren, um Energie bereitzustellen. Dabei gelangen große Mengen Fett ins Blut – es entsteht eine sogenannte Hyperlipämie. Diese kann die Leber überfordern und im schlimmsten Fall zu Leberversagen führen.

 

4. Psychischer Stress

Auch psychisch kann Nahrungsverzicht das Pferd belasten. Viele Tiere zeigen Unruhe, Scharren, Koppen oder andere Stresssymptome, wenn sie über längere Zeit nichts zu fressen haben. Dauerhafter Stress wiederum wirkt sich negativ auf das Immunsystem und die allgemeine Gesundheit aus.

 

Idealerweise haben Pferde 24/7 Zugang zu Raufutter. Bild von rihaij auf Pixabay

 

Besonders gefährdete Pferde

Einige Pferde sind besonders empfindlich gegenüber Futterpausen:

  • Ponys und Robustrassen: neigen zu Übergewicht und Stoffwechselstörungen
  • Übergewichtige Pferde: Hunger führt zu Fettüberschuss im Blut
  • EMS- und Cushing-Patienten: reagieren empfindlich auf Futterentzug
  • Stressanfällige Pferde: entwickeln schneller Magenprobleme
  • Senioren: oft mit empfindlicherem Verdauungssystem

 

Checkliste für gesunde Fütterung

Damit dein Pferd gesund bleibt, solltest du folgende Punkte beachten:

Fastenzeiten sind bei Pferden zu vermeiden – mit der Checkliste können Sie Probleme vermeiden.

Fazit: Warum Pferde nicht fasten sollten

Die Erkenntnis, dass Pferde nicht fasten dürfen, ist mehr als nur ein gut gemeinter Ratschlag – sie ist eine zentrale Grundlage für eine verantwortungsvolle Pferdehaltung. Pferde sind von Natur aus Dauerfresser. Ihr Verdauungssystem ist darauf ausgelegt, über viele Stunden hinweg kleine Mengen rohfaserreiches Futter aufzunehmen. Wird diese natürliche Fressroutine unterbrochen, kann das schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben.

Schon nach wenigen Stunden ohne Raufutter steigt das Risiko für Magengeschwüre, Koliken und Stoffwechselentgleisungen. Besonders gefährdet sind übergewichtige Pferde, Ponys und Tiere mit Vorerkrankungen wie EMS oder Cushing. Auch psychischer Stress durch Hunger kann die Gesundheit und das Wohlbefinden des Pferdes negativ beeinflussen.

Eine gesunde Fütterung bedeutet daher nicht, möglichst wenig zu füttern, sondern bedarfsorientiert und kontinuierlich. Raufutter sollte jederzeit verfügbar sein – idealerweise rund um die Uhr. Kraftfutter und Diäten müssen individuell abgestimmt und fachlich begleitet werden. Wer sein Pferd gesund erhalten möchte, sollte Futterpausen unbedingt vermeiden und stattdessen auf eine ausgewogene, regelmäßige Versorgung setzen.

Fasten ist für Pferde keine Option – sondern ein Risiko.
Mit dem richtigen Wissen und einer durchdachten Fütterung kannst du aktiv zur Gesundheit deines Pferdes beitragen.

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